Frauen und Pferde

 
 
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Für die meisten von euch wahrscheinlich ein eher ungewöhnliches Thema - Frauen und Pferde. Für diejenigen, die keinen Bezug zu Pferden haben oder denen sie vielleicht sogar ein wenig unheimlich sind, bleibt bitte dabei. Es geht hier nicht ums Reiten, ja, es geht noch nicht einmal wirklich um Pferde – es geht um uns Frauen.

Pferde. Seit Kindesbeinen begleiten mich diese wundervollen Geschöpfe und ganz selbstverständlich haben sie mich ein großes Stück durchs Leben getragen – und das nicht nur auf ihrem Rücken, sondern durch so manche herausfordernde Zeit in meinem Leben. Doch ich war sicher nicht das einzige Mädchen, nicht die einzige Frau, die sich in Anwesenheit von Pferden wohl fühlte und dementsprechend viel Zeit mit ihnen verbrachte. Reitschulen und Pferdeställe waren und sind auch heute noch ein magischer Anziehungsort für uns Frauen, für unsere Töchter, für Frauen überhaupt. Warum nur? Welche Magie ist es, die uns dort hinzieht? Und um was geht es eigentlich?

Pferde sind für uns Frauen die besten Spiegel aus der Tierwelt, in jeder Hinsicht. Sie spiegeln uns Schönheit, Mut, Kraft, Unverfälschtheit, Grazie, Lebendigkeit, Wildheit, Feinfühligkeit, Intuition und nicht zuletzt Würde. Zumindest dann, wenn sie ihrer Natur gemäß leben können, in ihrem eigenen Rhythmus und ihrer eigenen Art entsprechend. Mit den Füßen fest auf dem Boden und die Freiheit des grenzenlosen Himmel über sich. In einer sozialen Gemeinschaft, in der jedes von ihnen einen Platz hat, den es ausfüllen kann. Eine Gemeinschaft, die Schutz bietet und mit der sie in ständigem Austausch und in Kommunikation sind.

Back to reality - das echte (Pferde-) Leben ist ein nämlich ein anderes. Zumeist in „Einzelhaft“ auf engstem Raum eingesperrt, täglich Stunden darauf wartend, dass jemand kommt, sich ihrer anzunehmen oder sie zu beschäftigen, das ist ein Pferde-Alltag, der keine Ausnahme ist. Dieses Dasein gleicht mehr einem Überleben und ist weit entfernt von echter Lebendigkeit. Viele Pferde leben unter Umständen, die gegen ihre Natur sind und in der sie als Wesen nicht gesehen und gewürdigt, sondern als Objekte behandelt und missbraucht werden. Ob es Kriege, Rennen, Turniere, Zucht, Reitunterricht oder das Ziehen von Touristen-Kutschen ist, es sind so viele unter ihnen, die erschöpft sind, die körperlich und seelisch leiden und sich aufgegeben haben. Viel zu viele.

Ja, man hat sie sich untertan gemacht. Und sie, sie haben vergessen, wie kraftvoll und mächtig sie eigentlich sind. Für sich allein und ganz besonders in Gemeinschaft. Nichts kann sie wirklich aufhalten. Ist es so gesehen nicht völlig unverständlich, dass sie sich daraus nicht befreien, um das Leben zu führen, das ihrem Wesen entspricht?

Kannst du dich in die Seele eines Pferdes hineinversetzen? Eines Pferdes, das nicht mehr das wunderbar wilde Geschöpf sein darf, das es in Wahrheit ist?

Ich glaube, es ist offensichtlich, wieviel Parallelen es zwischen der Welt der Pferde und der Welt der Frauen gibt. Pferde faszinierten uns, ob wir uns nun selbst zu den Pferdefrauen zählen oder sie einfach nur aus der Ferne lieben. Sie spiegeln uns unsere Macht und gleichzeitig unsere Ohnmacht. Sie fordern uns auf, als Frau endlich wieder authentisch und echt zu sein.

Lasst uns Frauen den ersten Schritt machen.
Mit den Füßen fest auf dem Boden und der Freiheit des endlosen Himmels über uns…so sei es.

 
Foto @carina.braak

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Heike Becker